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Nicht die Waffen, sondern die Menschen töten

15. 3. 2003 - Jiří Silný

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<font color="Black">Tagung der Evangelischen Akademie Bad Boll: Minen, Mörser, Maschinengewehre. Kleine und leichte Waffen - eine grosse Herausforderung für den Weltfrieden.</font>
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<font color="Black">5. -7. 3.2004</font>
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<font color="Black">Wort zum Tag:</font>
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<font color="Black">Menschen und Waffen. Gedanken zu Johannes 8,43-44</font>
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<font color="Black">Jiří Silný</font>
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<font color="Black"> »Nicht die W</font><font color="Black">affen, sondern die Menschen töten« - das ist ein wichtiger Satz. Eine Waffe ist ein Instrument. Instrumente sind dazu bestimmt, unsere natürlichen Kräfte und Fähigkeiten zu erweitern. Bei der Waffe ist der Zweck, die Gewaltausübung effektiver, schneller, gründlicher zu machen; bei der Schusswaffe ist das eben die Tötung.</font>
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<font color="Black">Gewalt benutzt man üblicherweise, um einen Konflikt zu entscheiden - nicht zu lösen. Konflikte entstehen meist aufgrund gegensätzlicher Interessen. Ohne Zweifel begünstigen die Waffen das gewaltsame Umgehen mit den Konflikten, auch wenn sie nur als eine potenzielle Bedrohung benutzt werden.</font>
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<font color="Black">Die Waffen üben eine Faszination aus, besonders auf die Männer - ein anderer Aspekt der Genderproblematik, über den noch nicht gesprochen wurde. Die Vollkommenheit, Effektivität, Eleganz einer Waffe ist doch von einer spezielleren Art als bei anderen Gebrauchsgegenständen wie z.B. einem schicken Auto. Es ist das Potenzial des Tötens, die Faszination der absoluten Macht. So leicht und schnell kann man diejenigen beseitigen, die im Weg stehen. Wie einfach kann man über Leben und Tod entscheiden mit einem leichten Finge</font><font color="Black">r</font><font color="Black">druck. </font>
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<font color="Black">Doch es ist eine Täuschung, eine Lüge - nicht über Leben und Tod kann man so einfach entscheiden, nur über den Tod. Eine weitere Lüge ist, dass man mit Gewalt und Töten Konflikte lösen kann - nur Unterdrückung ist auf solche Weise möglich. Das Töten und Morden ist immer mit dem Lügen verbunden. Der johanneische Jesus erklärt es in einem von dem Evangelisten geschilderten Streitgespräch mit den Pharisäern. Bei dem Gespräch geht es um den Konflikt zwichen zwei Arten der Religion - der befreienden und der versklavenden, die auch vor Gewalt nicht zurückschreckt und die Jesus durch sein wahrhaftes und gewaltfreies Verha</font><font color="Black">l</font><font color="Black">ten entblö&szlig;t und infrage stellt. </font>
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<font color="Black">»Warum versteht ihr nicht, was ich sage? Weil ihr nicht imstande seid, mein Wort zu hören. Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt. Er war ein Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit; denn es ist keine Wahrheit in ihm. Wenn er lügt, sagt er das, was aus ihm selbst kommt; denn er ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge ... Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen.« (Johannes 8,43-44.59)</font>
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<font color="Black">Es sind viele Lügen nötig, damit das Geschäft läuft, damit sich die Menschen immer wieder dazu bewegen lassen, sich gegenseitig in gro&szlig;en Mengen umzubringen. Dazu muss man sie nicht nur drillen, sondern ihnen auch akzeptable Gründe liefern - Kampf für die Freiheit, gegen die Barbaren, die sonst kommen und unsere Familien umbringen, usw. Die Lügen dienen dazu, die tatsächlichen Interessen zu ve</font><font color="Black">r</font><font color="Black">decken. </font>
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<font color="Black">Ein paar Beispiele: Wenn es um die Abschaffung der Rüstungsindustrie geht, hört man als Gegenargument immer wieder - in Tschechien war das in der ersten Hälfte der 90er-Jahre zu erleben -, dass dadurch Arbeitsplätze verloren gingen. Das ist eine perverse Argumentation - mit der gleichen Logik könnte man dazu kommen, dass je mehr Menschen erschossen werden, desto mehr Arbeitsplätze bleiben übrig und dazu schafft man auch neue im Bestattung</font><font color="Black">s</font><font color="Black">wesen. </font>
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<font color="Black">Wie Gewalt und gewalttätige Konflikte in den Massenmedien dargestellt werden, ist oft auch Lüge und Täuschung. Die Bilder der Gewalt, die ohne nach Ursachen und Alternativen zu fragen in unsere Wohnzimmer geliefert werden, erwecken den Eindruck, dass Gewalt etwas Unvermeidliches, Natürliches - eben wie ein Erdbeben - sei. Bei einem gro&szlig;en Teil der Spielfilmproduktion wird dazu die Gewalt noch ästhetisiert, als etwas Schönes und Nachahmungswürdiges darg</font><font color="Black">e</font><font color="Black">stellt. </font>
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<font color="Black">Eine verbreitete Lüge sagt, dass mehr Waffen mehr Sicherheit oder mehr Freiheit bringen. Es sind eben nicht die Waffen, die solche Werte bringen, sondern die Menschen, die sich um Gerechtigkeit und gewaltfreien Umgang mit Konflikten bem</font><font color="Black">ü</font><font color="Black">hen. </font>
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<font color="Black">Die ganze Sprache, die die Soldaten und Politiker, wenn sie über Kriege sprechen, benutzen, ist verlogen. Das Töten von Zivilisten wird als »Kollateralschaden« verharmlost, über die Menschen spricht man wie über »Material«, es soll eine »humanitäre Bombardierung« geben, Kriegsführung ist eine »Arbeit«, ein Krieg wird mit Kartenspiel oder PC-Spielen verglichen, jeder Krieg gilt ohnehin als »berechtigte Verteidigung«. Die Werbung der Firmen, die Waffen verkaufen, ist ein eigenes grausames Kapitel, aber business is business.</font>
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<font color="Black">Wie geht es dabei den Menschen? Bei den Toten braucht man nicht mehr fragen, die Verwundeten, die Flüchtlinge, die Witwen und Waisen werden meist schlie&szlig;lich mit irgendwelcher Hilfe, die das Überleben ermöglicht, versorgt. Was für ein Leben ist das wohl? Wie geht es denen, die andere getötet haben und dabei etwas Wesentliches in sich selbst auch töten mussten? Wie geht es uns, die in ziemlich gesicherten Verhältnissen und dem Überfluss, der zum gro&szlig;en Teil unfair entstanden ist und so eine wesentliche Ursache vieler bewaffneter Konflikte ist, leben? Wir haben es gut, aber ob es uns dabei auch menschlich gut geht? Wie ist das Leben mit all den L</font><font color="Black">ü</font><font color="Black">gen? Was können wir tun? </font>
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<font color="Black">Der Film »Bowling for Columbine« ist ein hoffnungsvoller Film. Der Regisseur Michael Moore zeigt, dass man vieles machen kann, dass es einen Unterschied gibt. So markant ist der Unterschied zwischen dem Niveau der Gewalt in den zwei Nachbarstaaten Kanada und USA, die gleiche Grundwerte vertreten. Aber in der kanadischen Gesellschaft ist das Ma&szlig; an Solidarität viel höher und das Niveau der destruktiven Agressivität viel niedriger. </font>
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<font color="Black">Die moralischen Appelle nützen wenig. Die reale Verteilung der Macht und des Reichtums macht den Unterschied aus. Diese Tagung machte deutlich, wie komplex das Problem und deshalb auch die Lösungen sind und wie verbunden mit all den anderen gro&szlig;en Aufgaben - der Gerechtigkeit, der Entwicklung, der Nachhaltigkeit. Überall bedarf es mehr Kontrolle von unten, der Transparenz, der Stärkung des Rechtes, Demokratisierung, Teilung der Macht und des Reichtums, Gleichberechtigung der Geschlechter und der Minderhe</font><font color="Black">i</font><font color="Black">ten.</font>
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<font color="Black">Dazu gehört auch das ständige Aufdecken der Lügen, die Gewalt als etwas Normales suggerieren. Es gehört auch dazu aufzupassen, damit man nicht selbst der Lüge der einfachen und schnellen Lösungen verfällt, wie sie eben die Waffen versprechen. </font>
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