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Was wollen die Christen Osteuropas zur Euopäischen Einigung Beitragen?

9. 9. 2003 - Jiří Silný


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Die osteuropäischen Kirchen kommen aus der Verfolgung/Begränzung:
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und das prägt sie noch. Die Denk- und Organisationsstruktur des Christenstums entstand und bewährte sich in der Zeit der Verfolgung der ersten Jahrhunderte nach Christus (später zeigte sich, dass diese Struktur auch vorzüglich fuer die Verfolger geeignet ist). Einige Merkmale: hierarchisch oder fest stukturiert, geschlossen und mit klaren Gränzen, exklusiv, auf die Tradition /Vergangenheit orientiert, pastoral - individualistisch.
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Es funkzionierte doch noch wieder gut in der kommunistischen Zeit mit diesem Pathos und Ethos, die kleine Herde gegen die gottlosen Revoluzzer zu schützen und den &bdquo;alten Glauben&ldquo; zu bewahren und für diesen Zweck sich auch gegebenfalls mit der Macht zu arrangieren. Es störte auch das Regime nicht besonders, wenn es sich hinter den Kirchenmauern abspielte - für die, die unverbesserlich hintlerwältlerisch geblieben sind - mit der geschichtlichen Perspektive des gesetzmässig kommenden Kommunismus, konnte man ja noch ein paar Jahre warten, bis die Christen absterben. In den Kirchen wartete man in dem gleichen Schema bis Gott die Kommunisten straft und die absterben und freute sich dann entprechend, wen es so weit war. Die Suche nach Alternativen in den sechzigen Jahren wurde gewaltsam unterdrueckt und die geschlossenen Dissidentenkreise haben in der Tschechoslwakei zwar wichtige chritsliche Komponente gehabt, aber kaum wirkung.
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2. Das emanzipatorische Bemühen bedeutender Teile der westlichen und vor allem südlichen Kirchen und der Ökumene seit den Sechzigern ein politisch und soziall angagiertes Christentum zu etwickeln, blieb hinter dem eisernen Vorhang weitgehend unbekannt oder wurde nur mit verzehrten Zügen angewandt. (Ich erinnere mich als ich als junger Theologe bei einer Veranstaltung der Christlichen Friedenskonferenz, wo es unter anderen um die Lage in Chile nach dem Putch ging, und ich wollte in meinem Beitrag einen Vergleich mit der Zerschlagung Prager Frühlings machen, aber es wurde mir untersagt.)
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Es hatte sich, keine Kultur des freien Umgehens mit den Problemen - und vor allem mit der Macht entwickelt.
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Die Kirchen, jetzt meine ich vor allem die protestantischen, etmachtet wie sie waren, sammelten eben keine Erfahrungen wie man mit der Macht umgeht, ausserdem das man sich ihr fügt, oder irgendwelche Bubenstreiche gegen sie veranstaltet. Die Erfahrung der Macht der Ohnmächtigen kamm erst am Ende der kommunistischen Ära und eher aus dem nichtkirchlichen Bereich, wurde aber theologisch und kirchenpraktisch kaum reflektiert, genau so wie das Denken und der Wandel der Krichen in der Sozialismus überhaupt.
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3. Von all diesen Gründen waren Kirchen auf die Restauration der Demokratie und des Kapitalismus, die sie sich allgemein so gewünscht haben, denkbar schlecht vorbereitet. Dazu muss man noch ihre Schwächung, manchmal sogar Dezimierung rechnen.
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Dabei ist die Rolle der Kirchen bei der politischen Wende am Ende der achtziger Jahren allgemein bedeutend gewesen, weil sie praktisch die einzigen geduldeten &bdquo;alternativen&ldquo; Institutionen in dem alten Regime, auch mit all den bekannten Beschränkungen, gewesen sind. Damit ist esrtmal ein Selbstverständnis und auch eine Erwartung seitens der Öffentlichkeit verbunden worden, die zu hoch gegriffen gewesen ist. Einerseits erwartete man, dass das Christentum, oder besser gesagt die bürgerlich-christliche Tradition der Vorkriegszeit, das staatsideologische Vakuum, nach dem Fall des Kommunismus, füllen konnte. Aber, wenn ich recht sehe, auch in sehr religiösen Ländern wie Polen ist das nicht der Fall geworden. Es zeigte sich, dass für die transformierten Gesellschaften der Liberalismus als Gesamtideologie total ausreicht.
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Andererseits ging es nach der Wende um die soziallen, kulturellen, erzieherischen und politischen Aufgaben der Kirchen in der Gesellschaft, die sie dann gemäss ihrer Traditionen und übriggebliebenen Kapazitäten auch versuchen zu erfüllen. Da ist die Palette sehr bunt um sich in der Kürze ein Bild zu machen. Generel gilt aber, dass diese krichliche &bdquo;Dienstleistungen&ldquo;, die vor allem im diakonischen Bereich auch sehr geschätzt sind, sich einer individalistischen Ethik verfplichtet finden und auch dort, wo die Kirchen (vor allem die Katholische) in der Politik mittels sogenannten christlichen Parteien mitmischen, beschäftigen sie sich übermässig mit den Themen der Sexualethik und natürlich mit dem Kampf um eigene Interessen (Eigentumsrückerstattung, Einfluss im Schulwesen und Medien, Sonderposition gegenüber anderen nichtstaatlichen Organisation usw.)
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Auf die gravierende Problemme, die die Transformation den Menschen bringt, reagieren sie mit einer Politik der Milderung der ganz krassen Schäden und das Interesse für die globalen Probleme überschreitet auch kaum Horizont der Mildtätigkeit für die Opfer. Das kritische Potential wird in den Kirchen nicht nur kaum entwickelt, sondern dort wo es entsteht mittels der Ideologisierung unterbunden. Kritisch sein, bedeutet die alte Ordnung einführen zu wollen. So werden auch die Kirchen dazu beitragen, dass nach der EU Erweiterung das politische Gleichgewicht viel mehr zu dem konservativen Denken tendiert.
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Im gewissen Sinne leben die Kirchen immer noch in dem Ghetto in das sie die Kommunisten eingeschlossen haben. Jetzt ist das die Angst vor der agresiven Konkurenz verschiedener Lebenskonzepte auf dem Markt, Angst von der Konfrontation und Verantwortung für eine klare Position. So isolieren sich die Kirchen oft auch dort, wo sie mit etwas Mut und Kreativität Einfluss nehmen und Verbündte finden konnten.
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4. Konzept Europa. Alle bedeutenden Kirchen haben sich für EU Erweiterung ausgesprochen: ein weiterer Schritt weg von der neueren Vergangenheit in der Hoffnung dass es vielleicht gleichzeitig doch das Anknüpfen an die alte Vergangenheit - Christliches Abendland - bedeuten konnte. Pragmatisch heisst das keine Isolierung, Erhöhung der Stabilität in den Gesellschaften, wirtschaftlicher Aufschwung.
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Einbringen wollen die Kirchen die traditionellen Werte (Familie; Antikonsumerismus, der eher durch die eigene Armut als durch Überzeugung genährt ist; ), die Erfahrung mit den Gefahren des Kommunismus (es scheint mir, dass es kaum jemanden noch interessiert und weil die Erfahrung unreflektiert ist, bringt es auch nicht viel, ausser dem Gefahr der rechtsextremen Tendenzen). Wichtig ist sicher die Bereitschaft zum Dienst - in Form der Diakonie/Charitas, Seelsorge, Erziehung.
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Es gibt aber auch Schätze, deren sich die Kirchen selbst nicht voll bewusst sind, z.B.:
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Lange und tiefe Erfahrungen mit Versöhnung, mit grenzüberschreitenden Begegenungen.
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Das postitive Potential vor allem auf der Basisebene - bei den Laien:
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Gemeinschaft angagierter Menschen, die auch in sehr bescheidenen Bedingungen funkzioniert.
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Die Gemeinden bieten immer wieder enen alternativen Raum, nicht zuletzt auch einen Schutz und Geborgenheint für die Verletzten,
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Immer wieder bin ich überrascht wie die Gemeinden, oft ganz schwach, doch im Stande sind junge Menschen bei der kirchlichen Sozialisation mit einem ethischen und soziallen Wertbewusstsein auszustatten, das aber oft in der kirchlichen Arbeit nicht genug Anwendung findet und diese leute drifften dann weg. Es gibt auch viele junge Menschen, die von aussen kommen um sich sinnvoll zu angagieren, aber nicht über die hohe Barriere zwischen wir und sie steigen können.
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Die Kirchen benutzen auch noch ziemlich wenig ein Instrument, das in der postmodernen Geselschaft eigentlich nur sie zur Verfügung haben. Es ist die Stimme der unbedingten Werte, die überraschenderweise auch in der sekulären Gesellschaft wenn nicht gefolgt, so doch mit Respekt gehört wird. Dazu ist aber auch viel Kompetenz und Mut notwendig.
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5. Die Kirchen in Europa sitzen an einem strategischen Posten - Europa ist tief mitverantwortlich für die heutige globale Problemme, Europa ist auch Bruttstätte vieler emanzipatorischer und alternativer Konzepte der nachhaltigen Lösungen. Die Krichen im Norden haben nicht die gesellschaftverändernde Kraft, es sind heutzutage die soziallen Bewegungen, wo zukunftsweisende Konzepte entstehen und ausprobiert werden. Debei ist wichtig, dass auch Christen dabei sind - es gibt Sachen, die kein anderer einbringen kann.
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Es wäre an der Zeit neue Denk- und Organisationsstrukturen der Kirchen zu entwicklen - nicht an dem Machtgefüge orientiert, aber Gemeinschaft und Dienst stiftend und fördernd. Dies wird meiner meinung Nach die wichtigste gemeinsame Aufgabe der Kirchen in dem sich integrierenden Europa.
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Dr. Jiří Silný
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Ökumenische Akademie Prag
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Ekumenická akademie

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